Wie schreibt man einen richtig guten Klappentext? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich ein kleines eBook geschrieben, das sich mit den Klappentexten der Bestseller der letzten 10 Jahre beschäftigt: „Klappentexte. Wie sie funktionieren“ (für Kindle).
Aus den Erkenntnissen zum Aufbau, der Länge, was preisgegeben wird und was nicht, habe ich ein paar für Indie-Autoren – hoffentlich – wertvolle Tipps abgeleitet, wie sie selbst an das Schreiben ihres Klappentextes herangehen können.
Und wie reagieren Indie-Autoren auf das eBook?
Prompt stellt Autorin Telse Maria Kähler die Gegenfrage auf ihrem Blog Taggeheimnis: „Ich habe Ihr Klappentext-eBook gelesen – habe ich denn nun einen richtig guten Klappentext geschrieben?“
Eine interessante Frage! Werfen wir doch mal einen Blick auf den Klappentext von „Eisprinzessin sucht Liebe“:
Lisa ist seit 28 Jahren verheiratet und lebt zufrieden mit Mann und Hund in einem kleinem Eigenheim am Rande Wolfsburgs. Eines Tages platzt Jakob in ihr Leben und bringt nicht nur die Schmetterlinge in Lisas Bauch zum Fliegen, sondern zeigt ihr auch, was sie bisher in ihrem Leben vermisst hat. Und als ob dieser Mann nicht schon für genug Gefühlschaos in Lisas Leben sorgt, durch Nadja erfährt Lisa nun auch noch, sie soll mit Jakob in einem vergangen Leben verheiratet gewesen sein und die beiden wären auch in diesem Leben füreinander bestimmt. Doch warum kann Lisa die Liebe zu einem Mann nicht zulassen? Mittendrin in diesem Verwirrspiel begibt Lisa sich auf die Suche nach ihrer verlorenen Weiblichkeit. Gar nicht so einfach, wenn man Mediendesignerin ist und in einem Gründerzentrum seine Frau stehen muss.
Mein Statement zum Klappentext
Im besten Fall weiß ich jetzt nach dem Lesen alles, was ich wissen muss. Also schauen wir uns die Infos, die ich aus dem Text ziehen kann, mal an:
Wer ist die Hauptperson? Lisa steht als Mediendesignerin und zufriedene Ehefrau mitten im Berufs- und Privatleben, inklusive Hund und Eigenheim.
Welcher Stein bringt die Geschichte ins Rollen? Sie trifft Jakob, der ihr zeigt, dass sie trotz ihres eigentlich glücklichen Lebens etwas vermisst hat.
Was erwartet Lisa (und damit auch der Leser) im Laufe der Geschichte? Gefühlschaos, eine Prophezeiung ihrer Freundin Nadja, die Suche nach verlorener Weiblichkeit, Schwierigkeiten ihre privaten und beruflichen Herausforderungen zu bewältigen.
Worauf läuft die Geschichte hinaus? Auf die Frage, warum Lisa die Liebe nicht zulassen kann – und indirekt ob sie sich nicht schließlich doch für Jakob entscheidet.
Zur Textlänge
Der Text ist mit 133 Wörtern recht lang. Ein Leser, der auf der Suche nach neuem Lesestoff ist, liest vielleicht vier oder fünf Klappentexte hintereinander. Hat er wirklich Lust sich durch diesen Textblock zu arbeiten? Schreckt ihn die Länge vielleicht schon ab?
Orientiert man sich an den Klappentexten der großen Verlage, dürfte der Text ruhig halb so lang sein. Durchschnittlich habe ich 70 Wörter bei meiner Klappentext-Untersuchung gezählt.
Überlegen wir mal, ob wir etwas Unwichtiges kürzen oder umformulieren können:
Mit nur noch 100 Wörtern erzählt der Text jetzt kurz und knapp, worauf sich der Leser einlässt, wenn er sich für das Buch entscheidet.
Doch macht er wirklich neugierig?
Wird der ursprüngliche Klappentext durch die Überarbeitung verführerischer? Diese Frage stelle ich vor allem Leserinnen, die Fan des romantischen Genres sind. Hier noch mal mein Resultat:
Lisa lebt seit 28 Jahren mit Mann und Hund in einem Eigenheim am Rande Wolfsburgs. Doch eines Tages platzt Jakob in ihr Leben und zeigt ihr, was sie bisher in ihrem Alltag vermisst hat. Nachdem dieser Mann ordentlich für Gefühlschaos in Lisas Leben sorgt, erfährt sie durch Nadja nun auch noch, dass sie mit Jakob in einem vergangenen Leben verheiratet gewesen sein soll. Doch warum kann sie die Liebe zu keinem der Männer richtig zulassen? Lisa begibt sich auf die Suche nach sich selbst. Gar nicht so einfach, wenn man Mediendesignerin ist und in einem Gründerzentrum seine Frau stehen muss.
Sagt mir eure Meinung und hinterlasst einen Kommentar!
Und natürlich die Frage an die Autorin von „Eisprinzessin sucht Liebe“, Telse Maria Kähler: Was halten Sie von meiner Fassung?
Die neue Fassung ist klarer und bringt es auf den Punkt. Schön zu sehen wie ein Klappentext aussehen kann.
Danke für deine Einschätzung, Björn! Da du vermutlich nicht direkt zur Zielgruppe gehörst, verkneif ich mir die Frage, ob du die Geschichte lesen wollen würdest.
Nein, es spricht mich persönlich nicht so an. Das hat natürlich nichts mit der Qualität der Geschichte Zutun.
Vielleicht kann man noch mal alternativen anführen?
Du meinst, einen alternativen (weniger romantischen) Klappentext analysieren? Das behalte ich auf jeden Fall im Hinterkopf.
Gerne doch. Und völlig uneigennützig könnte ich mich anbieten.
Aha! :) Das ist gut zu wissen. Danke!
Die Ursprungsfassung ist eindeutig zu lang. Aber die letzten beiden Sätze könnten ohne Verlust gestrichen werden. Dass sie heute füreinander bestimmt seien, würde ich auch streichen.
Die gekürzte Fassung spricht mich überhaupt nicht mehr an. Sie klingt viel zu sachlich und vermittelt keinerlei Stimmung mehr.
Danke für deinen Kommentar! Also wäre deine Version (mit immerhin nur 93 Wörtern):
„Lisa ist seit 28 Jahren verheiratet und lebt zufrieden mit Mann und Hund in einem kleinem Eigenheim am Rande Wolfsburgs. Eines Tages platzt Jakob in ihr Leben und bringt nicht nur die Schmetterlinge in Lisas Bauch zum Fliegen, sondern zeigt ihr auch, was sie bisher in ihrem Leben vermisst hat. Und als ob dieser Mann nicht schon für genug Gefühlschaos in Lisas Leben sorgt, durch Nadja erfährt Lisa nun auch noch, sie soll mit Jakob in einem vergangen Leben verheiratet gewesen sein. Doch warum kann Lisa die Liebe zu einem Mann nicht zulassen?“
Ist mir wiederum für einen Klappentext zu unsachlich. So unterschiedlich sind die Geschmäcker. ;)
Gar nicht so schlecht, aber wie wäre es mit dieser Variante?
„Die Mediendesignerin Lisa lebt seit 28 Jahren glücklich mit Mann und Hund in einem Eigenheim am Rande Wolfsburgs. Eines Tages platzt Jakob in ihren Alltag und zeigt ihr, was sie bisher in ihrem Leben vermisst hat. Nachdem dieser Mann ordentlich für Gefühlschaos bei Lisa sorgt, erfährt sie durch Nadja nun auch noch, dass sie mit Jakob in einem vergangenen Leben verheiratet gewesen sein soll. Doch warum kann sie die Liebe zu keinem der Männer richtig zulassen?“
Ja, ich habe schon drüber nachgedacht, die „Mediendesignerin“ nach oben zu ziehen. Jetzt, da ich es lese, klingt es auch wirklich gut! Danke, für deinen Vorschlag. Nur die berufliche Powerfrau-Komponente mit dem Gründerzentrum vermisse ich ein wenig.
Prima, das gefällt mir gut. Es klingt jetzt so, als ob sie Jakob im Gründerzentrum treffen würde. Da ich das Buch selbst nicht gelesen habe, kann nur die Autorin sagen, ob man es so schreiben kann.
Vielleicht so
…Eines Tages platzt Jakob in ihren Alltag im Gründerzentrum und zeigt der Karrierefrau, was sie in ihrem Alltag bisher vermisst hat.
Das ist ja genial. Vielen Dank für die vielen Vorschläge. Da Jakob Lisa im Gründerzentrum trifft und dort ihr Flirt beginnt, passt der Text super.
[…] man auf dem Blog desselben Anbieters – das dort vorgezeigte Beispiel bezieht sich auf einen romantisch-kitschigen Frauenroman. Aber auch für Krimi-Autoren ist dieser Service sicher hilfreich. Zumindest gibt es bei ebokks […]
Irgendwie hängt Nadja bezuglos im Raum. Wer ist sie? Eine Freundin? Eine Kollegin?
Karrierefrau klingt besser als verlorene Weiblichkeit, was soll das sein? Nach meinem Verständnis hätte sie dann zum Mann werden müssen.
Ich kenne diese Reihenfolge – wer, wann, wo, wie, was – vielleicht auch für Klappentexte gültig?
In sich, nach meinem Geschmack, ein bissl abgehackt, es fehlen die verbindenden Elemente im Text. aber wie gesagt – jeder liest und fragt anders.
VG
Danke für deine Sicht, Justine!
Aber macht es nicht gleich neugierig, wer diese ominöse Nadja ist? Die Vermutung liegt ja nahe, dass es wohl eine Freundin oder Kollegin ist … herausfinden muss der Leser es aber selbst. ;)
Auf welche Klappentextversion beziehst du dich mit dem „abgehackt“? Mittlerweile kursieren ja verschiedene Varianten innerhalb des Artikels und den Kommentaren.