Matthias Czarnetzki ist Autor, Blogger, Selfpublisher und – da er außerdem anderen Indie-Autoren seine Dienste beim eBook-Erstellen anbietet – sozusagen ein guter Kollege von ebokks. Als solcher hat er unsere „Zombie-Strategie“ (eBook) ausprobiert.
Was er aus unserem Marketing-Tipp gemacht hat, verrät er uns in diesem Gast-Artikel.
Vom Zombie zum VIP
Was hat ein Zombie mit eBooks zu tun?
Leser von ebokks.de werden es wissen – aber funktioniert das auch in der Realität? Da ich – wie wohl jeder andere Autor auch – nichts gegen steigende Leserzahlen einzuwenden habe, gab ich der „Zombie-Strategie“ eine Chance.
Um eins vorweg zu nehmen: ich habe meinem Zombie ein paar Änderungen verpasst.
So gibt es meinen Kurzkrimi „Lutetia Stubbs: Die Beerdigung von Adalbert Finley“ nicht als Gratisdownload auf Amazon. Und wird es auch nie geben.
Warum?
Als Amazon KDP-Select in Deutschland einführte, habe ich damit experimentiert und drei Kurzgeschichten kostenlos angeboten. „Fristende“ stieg dabei bis in die Top Ten der Science Fiction Sparte auf – und fiel nach Abschluss des Aktionszeitraums ins Nichts zurück. Denn Amazon pflegt getrennte Bestseller- beziehungsweise Downloadlisten: eine für verkaufte und eine für gratis eBooks. Nach Ende der Werbeaktion wird das beworbene eBook in den Bestsellerlisten dort einsortiert wo es wäre, nachdem ein paar Tage lang nichts verkauft wurde – irgendwo auf Position 100.000 oder größer.
Es gibt Vermutungen, dass die Gratispositionierung einen geringfügigen Einfluss auf die Wiedereingliederung in die Verkaufsliste hat, aber da sich Amazon über die genauen Faktoren seines Rankings in Schweigen hüllt, sind das eben nur Vermutungen.
Zwar wurden in diesem und folgenden Monat ein paar mehr Exemplare gekauft – aber zu wenig, um den Nachteil der Exklusivität auszugleichen, auf der Amazon für den KDP Select Zeitraum besteht. Außerdem ziehen Gratisangebote vor allem Jäger und Sammler an – aber wirkliche Fans? Eher selten.
Ich wolle etwas Nachhaltigeres erreichen
Ich hatte schon vorher die Idee, einen Kurzkrimi zu schreiben, durch den Leser die Welt von Lutetia Stubbs kennenlernen konnten. Ich hatte mit der Geschichte im März begonnen, da ich ein furchtbar langsamer Schreiber bin. (Jemanden, der es schafft, zehntausend Worte in zwei Wochen oder fünfzigtausend in einem Monat zu schreiben, gebührt meine grenzenlose Bewunderung; ich schaffe im Schnitt dreihundert am Tag.) Im September hatte ich eine fertige Geschichte, wie sie für den Zombie nötig ist. Aber damit wollte ich nicht die Bestseller-Charts stürmen, sondern meine Leser kennenlernen.
Wie geht das?
Ich biete „Lutetia Stubbs: Die Beerdigung von Adalbert Finley“ auf Amazon für 99 Cent an. Mit dem Hinweis (gleich auf der ersten Seite, so dass auch jemand, der sich die Leseprobe runterlädt, es sofort sieht), dass dieses Buch für VIP-Leser kostenlos erhältlich ist – zusammen mit dem Link auf meine VIP-Leser Seite. Wer sich anmeldet, erhält das eBook in einem Format seiner Wahl – und ich bekomme Kontakt zu meinen Lesern.
Was heißt es, VIP-Leser zu sein?
Natürlich ist es in erster Linie ein Newsletter. Aber ich möchte niemanden einfach zuspammen – wer heute genug Vertrauen aufbringt, auf einer Internetseite seine eMail-Adresse einzugeben, sollte dafür auch einen wirklichen Mehrwert erhalten. So schicke ich zwar selten, aber regelmäßig exklusive Inhalte an VIP-Leser – Szenen, die ich aus den fertigen Büchern gestrichen habe, weil sie für die Geschichte nicht notwendig waren, Interviews mit den Protagonisten, Vorschauen und Leseproben und natürlich die Ankündigungen neuer Bücher. Alles mit der beruhigenden Gewissheit, dass die Leser dieses Newsletters sich wirklich für die Lutetia-Stubbs-Bücher interessieren und die eMail nicht ungelesen löschen.
Jetzt kommt aber die Verbindung zum Zombie
„Lutetia Stubbs: Die Beerdigung von Adalbert Finley“ ist eine Kurzgeschichte, die meinen potentiellen Lesern Lust auf mehr machen soll (wie ein Zombie). Ich habe sie auf Amazon über KDP veröffentlicht (wie einen Zombie). Und sie ist kostenlos erhältlich (nur eben nicht über Amazon – anders als ein Zombie). Nun hieß es die Werbetrommel rühren.
Da ich nicht über endlose Zeitressourcen verfüge, bin ich hauptsächlich auf Twitter aktiv. Was lag näher, als meine Follower zu informieren, wie sie an kostenlosen Lesestoff kommen könnten? Die meisten kennen mich und meine Bücher dort bereits seit längerem. (Ich halte nicht viel von einem schnellen Follower-Aufbau nach dem Motto 10.000 Follower in 5 Tagen für $19.99, sondern habe im Lauf der letzten drei Jahre langsam meine Gefolgschaft aufgebaut – ohne dafür zu bezahlen, sondern nur mit interessanten Tweets, einer Menge Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.) Von den ungefähr zweitausend deutschsprachigen Followern haben sich in den ersten drei Wochen meiner Aktion 76 als VIP-Leser angemeldet – wie ich finde, ein sehr gutes Ergebnis.
Hat mir das mehr gebracht als ein Gratisangebot über KDP-Select?
Vielleicht hätte ich über ein Gratisangebot höhere Downloadzahlen über Amazon erreicht, vielleicht wäre ich in den vorderen Plätzen der Top Ten gelandet, vielleicht wären ein paar meiner Bücher zusätzlich gekauft worden – ziemlich viel vielleicht auf einmal, oder?
Finanziell lohnte sich meine Zombie-Version nicht. Aber das war ja auch nicht mein Ziel.
Was ich ganz jetzt habe, ist Kontakt zu Lesern, die sich für meine Bücher wirklich interessieren. Leser, die ich fragen kann, was ihre Wünsche sind, wie meine Geschichten ankommen, was ich anders machen soll, um noch bessere Texte zu schreiben. Diese kleine Schar VIP-Leser bildet den Kern meiner Leserschaft, den ich hegen und pflege und verwöhnen werde, bis eines Tages Lutetia Stubbs ihren festen Platz im Literaturuniversum eingenommen hat.
Über den Autor
Matthias Czarnetzki begann als Banker, wurde Journalist und studierte Informatik, bevor er feststellte, dass Schriftsteller mehrere Leben führen können, aber nur für eins Steuern zahlen müssen.
Seine skurrilen Krimis um Lutetia Stubbs und ihre Familie sind nur etwas für Leser mit extrem hoher Intelligenz und abgrundtiefen Humor – beides Attribute, die VIP-Leser vom Rest der Menschheit unterscheiden. Zur Zeit ist der vierte Fall in Arbeit.
Web: MCzarnetzki.de
[…] Aber wie gesagt – diesen Artikel findet ihr ganz woanders, nämlich auf ebokks.de. […]