Schlechte Rezension erhalten?

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Geschafft, dein Buch ist endlich veröffentlicht! Über Facebook und Twitter ermutigst du seit Tagen alle potenziellen Fans und Follower, es zu lesen und dir eine Bewertung zu geben. Wer kauft bei dem Wust an Bestseller-Titeln schon eine völlig unbesternte Story? Posten, tweeten, Blogartikel schreiben. Am Ende der Woche lehnst du dich zurück und wartest gespannt, dass die ersten Rezensionen eintrudeln …

Und da ist sie auch schon – die erste Buchbewertung. Mit nur einem Stern von fünf. Die Schlagwörter der Rezension sind: Müll, hölzern, Zeitverschwendung. „Das kann doch nicht wahr sein!“, möchtest du laut ausrufen. „Hast du nicht verstanden, worum es überhaupt geht? Wer bist du eigentlich, mein Werk zu beurteilen, in das ich Monate an Arbeit und Ideen gesteckt habe!“

Klar, die Emotionen kochen hoch. Niemand wird gerne schlecht bewertet. Vor allem nicht, wenn man etwas selbst erschaffen hat und es anderen voller Stolz präsentiert. Was auch immer deine ersten Gedanken sind, wenn du eine negative Besprechung erhältst – wie reagierst du?

Ein Beispiel eines aufgebrachten Autors, der seiner jungen Rezensentin mit Anwalt gedroht hat (gespickt mit einigen Beleidigungen), wurde Anfang 2012 groß in Foren und auf Blogs diskutiert. Sicher, er zog damit Aufmerksamkeit auf sich und sein Buch, und natürlich erreichte er damit weitere Buchbesprechungen. Hat es ihm etwas gebracht? Das gewisse Buch ist mittlerweile viermal bewertet worden – viermal mit einem Stern.

Niemand mag Autoren, die junge Rezensentinnen beschimpfen

Und der erwähnte Autor wurde im Internet weiter abgewatscht. Um nur eine (kreative) Reaktion auf diese Misere zu nennen: Stefan Holzhauer hat auf PhantaNews eigens ein Formular eingerichtet, als „Hilfe für von Buchblogger-Rezensionen frustrierte Autoren und Verleger“. Dort kann der Gebeutelte seine Beleidigungen schnell zusammenklicken, den Namen des bösen Rezensenten eintippen – fertig ist die peinliche Reaktion.

Was sind die Gründe für eine schlechte Bewertung?

Was muss passieren, damit ein Leser nicht mal eine mittelmäßige, sondern eine richtig schlechte Bewertung abgibt? Es kann eins der drei Szenarien zutreffen:

a) Persönlicher Angriff

Wer ist der Rezensent? Hat er schon andere Bücher bewertet? Wenn nicht, und er sich extra nur für dich die Mühe gemacht hat, könnte etwas Persönliches dahinterstehen. Das ist eine Möglichkeit, aber zieh dich nicht zu schnell darauf zurück.

b) Falsche Zielgruppe

„Der hat das gar nicht verstanden!“ Klar, wenn du eine romantische Gedichtsammlung geschrieben hast, ist eine schlechte Bewertung von einem Krimi-Fan nicht verwunderlich. Es kann nicht jeder dein Buch mögen. Die Frage ist, warum so jemand überhaupt angefangen hat, es zu lesen. Gibt das Cover oder der Klappentext womöglich Versprechen, die der Text nicht hält?

c) Berechtigte Kritik

Beruhige deine Gefühle und betrachte die Aussagen auf neutraler Ebene. Auch wenn‘s weh tut: Kann es sein, dass ein Fünkchen Wahrheit drin steckt? Kannst du etwas daraus lernen, dich verbessern? Nimm etwas aus der Kritik für dein nächstes Buch mit.

Smarter Umgang mit negativen Kommentaren

Was auch immer der Grund für die schlechte Bewertung ist, gehe offen und selbstbewusst damit um. Mach dich nicht angreifbar, indem du „zurückmotzt“.

Falls es eine direkte Antwortfunktion gibt:

1. Äußere dein Bedauern

„Schade, dass dir das Buch nicht gefallen hat.“

(Vermeide einen bissigen Ton und halte es schlicht. Sonst klingt es wie: „Tut mir leid, dass mein Schreibstil deinem hohen Niveau nicht gerecht wird!“)

2. Stelle eine Frage

„Was hatte dich zum Lesen animiert?“
„Wie bist du auf das Buch gekommen?“
„Was ist aus deiner Sicht eine gute Story?“

(Frag nicht, ob dem Leser auch etwas an der Story gefallen hat – es sei denn, du kannst auch ein Nein als Antwort vertragen.)

Oder äußere dich dazu öffentlich und höflich auf deinem Blog/Facebook/GooglePlus-Profil:

3. Verlinke auf die schlechte Rezension

4. Äußere ehrlich deine Gefühle, in Ich-Botschaften! (Keine Beleidigungen)

5. Frag nach weiteren Meinungen

6. Bitte um weitere Rezensionen

Zum Beispiel:
„Habe eine schlechte Rezi auf Amazon erhalten und bin frustriert. :( Seht ihr das genauso? Gebe kostenlose Rezi-Exemplare raus, wenn ich eure ehrliche Meinung bekomme.“

Zwei weitere Punkte wurden bereits genannt:

7. Nimm dir die Kritik zu Herzen und verbessere dich

8. Überdenke den ersten Eindruck deines Buches (Cover & Klappentext)

Wenn du selbstbewusst und höflich mit der Situation umgehst, zeigst du Charakter. Und das gibt dir als Autor und als Mensch ein positives Image. Das mag sich vielleicht weniger herumsprechen als die shitstormauslösenden Attacken eines eingeschnappten Autors – aber probier es einfach aus!

Hast du schon Erfahrungen mit negativen Bewertungen gemacht? Hast du weitere Tipps, wie man damit gekonnt umgeht? Erzähl uns davon in den Kommentaren.