Michael Meisheit Michael Meisheit, Drehbuch-Autor für die „Lindenstraße“, geht den Indie-Weg: Er verlegt seinen Debütroman „Soap“ selbst – mit Amazon KDP und CreateSpace. An seinen Erfahrungen lässt er seine Fans nicht nur öffentlich auf seinem Blog teilhaben, er bezieht sie auch gleich mit ein. Sie haben ein Mitspracherecht, vom Namen des Protagonisten bis hin zum Cover.

Warum Michael Meisheit das macht und wie es für ihn funktioniert, hat er uns verraten:

Das Publizieren der Zukunft: Mit den Lesern gemeinsam am Roman arbeiten

Es sind aufregende Zeiten. Als Drehbuchautor einer Fernsehserie wie die „Lindenstraße“ ist es eigentlich nichts Neues für mich, dass meine Werke einem großen Publikum vorgeführt werden. Ich hab in den letzten 15 Jahren schließlich schon fast 300 Folgen geschrieben. Aber dennoch hat mich lange nichts mehr so gepackt wie die bevorstehende Veröffentlichung meines Debütromans. Dabei sind hier nicht mehrere Millionen Zuschauer zu erwarten, sondern – wenn es gut läuft – allenfalls ein paar hundert Buchkäufer. Dass es mich trotzdem so beschäftigt und begeistert, liegt an zwei Dingen:

Erstens liegt es daran, dass ich alles selbst mache. Das Manuskript für meinen Roman „Soap“ habe ich schon vor vielen Jahren geschrieben. Damals habe ich auch ein paar Verlage angesprochen, aber nur Absagen erhalten. Eine Agentin war dann immerhin so sehr daran interessiert, dass sie mich unter Vertrag nahm. Aber schon bald teilte sie mit, dass sie den Roman nicht loswerden würde. Denn „Medien in Romanen“ funktioniert angeblich nicht. In „Soap“ geht es um einen Filmstudenten, der mehr oder weniger unfreiwillig als Autor bei einer Weekly Soap landet und dessen Leben dadurch immer mehr selbst zur Soap wird. Natürlich waren viele selbst gemachte Erfahrungen die Basis für diesen augenzwinkernden Blick hinter die Kulissen einer Fernsehserie. Und ich bin überzeugt davon, dass dies nicht nur für Serien-Zuschauer sehr wohl interessant und unterhaltsam sein kann. Deswegen publiziere ich den Roman Ende November aller Voraussicht nach sowohl als eBook bei amazon wie auch als Taschenbuch über die amazon-Tochter createspace. Auf eigene Faust. Und das macht wirklich Spaß. Was sehr viel mit dem zweiten Punkt meiner besonderen Begeisterung zu tun hat.

Denn zweitens vollziehe ich alle Schritte bis zum Erscheinen des Romans öffentlich in meinem Blog michaelmeisheit.de. Die Blogbesucher können dort nicht nur Kapitel vorab lesen und kommentieren, sondern z. B. auch den Namen der Hauptfigur wählen, ihre Meinung zum Buchcover sagen, Input für den Klappentext geben, über den Weg der Veröffentlichung beraten usw.

Erster Entwurf zu Michael Meisheits Debütroman "Soap"

Ein erster Entwurf für das Cover, über den die Blogleser diskutiert haben.

Das tun sie auch sehr rege, was für mich nicht nur motivierend ist, sondern gleichzeitig eine Basis an potentiellen Lesern schafft. Die bisher tollste Erfahrung war mein Aufruf, sich als Testleser für „Soap“ zu bewerben, worauf ich über 40 Bewerbungen erhielt. So haben nun 13 ausgewählte Leserinnen und Leser das Manuskript für „Soap“ vorab bekommen, um es zu lesen und Feedback zu geben. Derzeit trudeln die Reaktionen ein. Das geht von ausgefüllten Fragebögen bis hin zu einem ausgedruckten und mit Post-It-Zetteln übersäten Manuskript, das kein Lektor besser hätte durcharbeiten können. Und der Wahnsinn dabei ist, dass die Testleser MIR danken, dass sie das machen dürfen. Dabei bin es doch vor allem ich, der profitiert – selten habe ich mich so happy und motiviert an eine Überarbeitung gemacht.

Es ist also eine klassische Win-Win-Situation, die ich eigentlich nur jedem Autoren ans Herz legen kann. Warum nicht frühzeitig den Dialog mit den möglichen Lesern suchen? Die wissen schließlich am besten, was ihnen gefällt. So hat man am Ende Öffentlichkeitsarbeit, Lektorat, Leserbefragung und Motivationsschub in einem. Für mich ist das eine Arbeitsweise mit Zukunft. Eine Arbeitsweise, die das Internet ermöglicht, dessen Potential von Autoren noch längst nicht ausgeschöpft worden ist.

Spannend wird nun, wie sich dieses „Public Publishing“ auf den Erfolg des Buches auswirkt. Jeder Selbstverleger weiß, dass der beste Roman ohne entsprechende PR im schwarzen Loch der Millionen Publikationen verschwindet. Ob die jetzt geschaffene Basis daran etwas ändert, wird sich bald zeigen. Es sind aufregende Zeiten!

Über den Autor:

Michael Meisheit – Jahrgang 1972 – hat an der Filmakademie Baden-Württemberg Film studiert – mit dem Schwerpunkt „Drehbuch“. Sozusagen vom Studium weg wurde er 1997 als Drehbuchautor für die Fernsehserie „Lindenstraße“ engagiert. In den letzten 15 Jahren hat er knapp 300 Folgen für die Endlosserie geschrieben.

Nebenher arbeitete Michael Meisheit als Autor bei der Telenovela „Rote Rosen“. Außerdem hat er diverse Serienkonzepte und Spielfilme entwickelt. Verfilmt wurde die Familienkomödie „Dann kam Lucy“, die im April 2012 in der ARD ausgestrahlt wurde.

Seit 2012 schreibt er in seinem Blog michaelmeisheit.de über die Arbeit als Drehbuchautor.