„Das Schönste am SelfPublishingDay sind die Gespräche zwischendurch“, habe ich letzten Samstag während genau dieser Veranstaltung in Münster gesagt. „Das habe ich heute schon häufiger gehört“, antwortete der Organisator, Andreas Hollender. Es waren tatsächlich eine Menge interessanter Gesprächspartner da … leider habe ich es weder geschafft, mit allen ein paar Worte zu wechseln, noch alle Vorträge und Workshops zu besuchen. Daher ist hier mein ganz persönlich gefärbter und unvollständiger Bericht, in Form von 15 Punkten, die ich mitgenommen habe. Alle Angaben unsortiert und ohne Gewähr. ;)

  1. Ein paar Zahlen von BoD: Es gibt mittlerweile über 70.000 Selfpublisher in Deutschland, die im Jahr über 26.000 neue Print-Bücher veröffentlichen (eBooks dürften noch mehr sein). Dazu kommen noch über 80.000 Neuerscheinungen von Verlagen. 48 % aller Bücher werden über den Buchhandel verkauft. Ein guter Grund, sich als Selfpublisher dort zu platzieren? Dazu gleich der nächste Punkt:
  2. Die Tolino Allianz (Thalia, Weltbild, Hugendubel und Club Bertelsmann) startet mit ihrer Selfpublisher-Plattform in den nächsten Tagen und plant – eventuell für Ende 2015 – erfolgreiche eBook-Titel mit einer Printversion in ihre Filialen zu bringen. Genauere Infos gibt es dazu noch nicht, erst mal muss die Plattform online gehen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und das Tolino-Team bittet um Geduld, wenn es am Anfang noch etwas hakt.
  3. Das Erfolgsrezept nach Béla Bolton: Talent, harte Arbeit und Glück. In seinem Vortrag richtete er sich vor allem an Autoren, die Reihen schreiben. Und zwar ist der optimale Veröffentlichungsrhythmus alle drei Monate. Seiner Erfahrung nach kommt mit dem fünften Band einer Reihe der Erfolg.
  4. Johannes zum Winkel von xtme empfiehlt Romanautoren einen Veröffentlichungsrhythmus von sechs Monaten. Außerdem erinnert er in seinem Vortrag daran, dass erfolgreiches Selfpublishing unternehmerisches Denken erfordert und ein erfolgreicher Selfpublisher nicht am Lektorat und Korrektorat vorbeikommt.
  5. Matthias Wenzels Marketing-Tipp lautet: Lücken finden, wo andere Bücher nicht auftauchen. Zum Beispiel beim Bäcker, Metzger oder Friseur – insofern sich dort die Zielgruppe für das Buch aufhält. Wer eine Anzeige bei Google oder Facebook schaltet, sollte im Wetterbericht auf verregnete Sonntage achten und das überlaufene Weihnachtsgeschäft sowie Spiele der Nationalelf auslassen.
  6. Autoren von Liebesromanen können für den „Schnulze der Woche“-Newsletter von Tim Rohrer einen Lesetipp einreichen. Auch Buch-Gewinnspiele lassen sich dort realisieren.
  7. Leserunden und eBook-Tipps gibt es auch bei lesen.net von Johannes Haupt. Hier lässt sich übrigens auch das männliche Publikum finden. ;)
  8. Felix Beilharz rät, eine Webseite für das Buch zu erstellen, um unabhängig von Facebook & Co. zu sein. Ein Blog-Artikel bleibt für Jahre, ein Tweet nur für Sekunden. Dennoch sollte man Social Media nutzen, um eine größere Reichweite zu bekommen.
  9. Interessante Themen bietet auch immer der Selfpublisher-Podcast von Henri Apell. Unbedingt abonnieren und bei iTunes eine Bewertung abgeben. ;) (Ich war in Folge 35 zu Gast.)
  10. Elke Bergsma nutzt gern Facebook für die Kommunikation mit anderen Autoren und ihren Lesern. Sie rät, dort keine Werbung zu machen, sondern einfach zu zeigen, dass man ein netter Mensch ist.
  11. Matthias Matting empfiehlt, seine Marketingstrategie systematisch zu planen. Eine Marketingmaßnahme sollte von anderen flankiert werden, um das volle Potenzial auszuschöpfen und Sichtbarkeit zu erreichen.
  12. Kirsten Wendt hat ein tägliches Schreibpensum von mindestens 1.000 Wörter. Dazu braucht sie etwa eine Stunde, aber an einem richtigen Schreibtag sitzt sie sechs Stunden vor dem Computer.
  13. Poppy J. Anderson sagt, dass sie sehr vom Netzwerken mit anderen Autoren profitiert hat. Als erste deutsche Selfpublisherin, die über eine Million eBooks verkauft hat, weiß sie, wovon sie spricht.
  14. Bloggerin Daphne von Buchundmoor rezensiert Selfpublisher. Wer keine Angst vor einer ehrlichen und ausführlichen Buchbesprechung hat, sollte mal auf ihrem Blog schauen, ob sein Buch dort hineinpasst.
  15. Andreas Hollenders Tipp an alle Selfpublisher: Niemals aufgeben!

Nachtrag und Bonus-Tipp: Da ich mich mit der sympathischen Jeanette Hoffmann von tredition so gut unterhalten habe (obwohl ich ihren Workshop leider verpasst habe), bekommt ihr nun noch nachträglich einen Extra-Buchmarketingtipp. Und zwar – bevor ihr die Presse oder den Buchhandel kontaktiert – fragt euch Folgendes: Welche Special-Interest-Magazine könnte eure Zielgruppe lesen? Stöbert mal in der Bibliothek oder am Kiosk herum und recherchiert, welche Magazine Buchbewertungen abdrucken, bevor ihr ein Rezensionsexemplar hinschickt. Welche Buchhandlungen haben einen Sortimentsschwerpunkt, der zu eurem Buch passt? Schaut euch vor Ort um (oder recherchiert im Internet), ob euer Buch hineinpasst oder es in einer stiefmütterlichen Ecke verschwinden würde. Und wenn ihr die Buchhandlung dann kontaktiert: signalisiert Kooperationsbereitschaft, z. B. für Signierstunden oder Lesungen, die für eine höhere Besucherfrequenz und damit bessere Umsatzchancen sorgen.

Meine Fotos von der Veranstaltung findet ihr auf Facebook und Twitter!

Der SelfPublishingDay hat zum zweiten Mal stattgefunden – letztes Jahr in Würzburg (wir berichteten), dieses Mal in Norddeutschland und für 2016 ist wieder der Süden vorgesehen. Wer sich gern mit anderen Autoren vernetzen und interessante Vorträge rund ums Thema Selfpublishing hören will, der sollte dabei sein! Mehr Infos gibt es auf self-publishing-day.de.