5 Fragen an Uwe PostSoftware-Entwickler und Schriftsteller – damit erfüllt Uwe Post die beste Voraussetzung, um gute Science-Fiction zu schreiben! So sehen es auch andere: Für den Roman „Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes“ erhielt er 2011 sowohl den Kurd Laßwitz Preis als auch den Deutschen Science Fiction Preis. Auch sein eBook „Fantasy. Aber ohne doofe Elfen“ tummelt sich konstant bei Amazon in den oberen Rängen der Kindle Download-Charts.

Wir haben Uwe Post unsere fünf Fragen gestellt:

Wo schreibst du am liebsten?
Mein Lieblings-Schreibplatz ist der Balkon. Allerdings sind weder mein Netbook noch ich wetterfest, daher muss ich mich meist mit dem Sofa begnügen. Oft schreibe ich aber auch ganz profan am Schreibtisch-PC. Entscheidend ist, dass man sich nicht ablenken lässt. Im Grunde könnte ich überall schreiben (und habe es schon getan): Im Zug, im Park, am Strand.

Wie fängst du eine Geschichte an?
Am Anfang steht immer die Idee. Nicht nur für Romane, sondern auch für eine Kurzgeschichte generiere ich fast immer ein knappes Exposé, das die Handlung skizziert. Auf diese Weise erkenne ich sofort logische Fehler, verstehe, ob der Spannungsbogen funktioniert, welche Aspekte von Figuren wichtig sind und welche weniger. Ferner hilft ein Exposé ungemein bei der eigentlichen Schreibarbeit, weil ich mich auf Sprachwitz und Stil konzentrieren kann – die Handlung ist ja schon fertig.

Was machst du gegen Schreibblockaden?
Schreibblockaden existieren genausowenig wie homöopathische Mittel wirken. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Nicht schreiben zu können, ist ein Zeichen unprofessioneller Einstellung. Schreiben ist Handwerk. Niemand würde behaupten, dass es Häkelblockaden oder Uhrmacherblockaden gibt. Aber es gibt Internet-Foren, in denen seitenlange Threads mit Geweine über Schreibblockaden gefüllt werden. Wer keine Motivation zu schreiben hat, soll es halt bleiben lassen.

Was liest du gerne?
Ich habe wenig Zeit zum Lesen, daher schaffe ich nicht viele Romane pro Jahr. Ich versuche zwar immer, zumindest die wichtigsten Neuerscheinungen deutscher SF-Autoren zu konsumieren, aber manchmal reicht die Zeit nicht einmal dafür. Selbstverständlich gehören Magazine auf Papier und im Internet zu meinem Lesepensum, außerdem naturgemäß Manuskripte, die für das von mir herausgegebene Magazin GOLEM eingesendet werden, und Storys in der von mir betreuten SF-Rubrik auf kurzgeschichten.de (eine Schreibwerkstatt, die ich übrigens allen, die noch was lernen wollen, ans Herz legen kann). All das lese ich gerne, sonst würde ich es bleiben lassen.

Was denkst du über eBooks?
Meine Meinungsbildung zu diesem Thema ist nicht abgeschlossen, denn die Entwicklung ist derzeit sehr dynamisch. Einerseits kann jetzt jedermann leicht eBooks für den Kindle bei Amazon erstellen und verkaufen. Andererseits bedeutet der Verzicht auf einen Verlag auch das Fehlen einer objektiven Qualitätskontrolle sowie Werbung.

Erfolg hat nur, wer sich um diese Dinge selbst kümmert. Dabei wird vor allem die Qualität gerne vernachlässigt: Manche Menschen glauben, dass sie nur eine Textverarbeitung benötigen, um ein eBook zu produzieren. Das ist falsch. Genausowenig genügt Garn zum Häkeln. Man muss das Handwerk beherrschen. Es ist schier unglaublich, wie manche Selbstveröffentlichungen vor Rechtschreibfehlern, unbeholfenem Stil und hanebüchenen Plots nur so strotzen.

Es genügt eben nicht, wenn der beste Freund sagt „boah, hast du toll gemacht, ich könnte das nicht“. Leider ist Kritikfähigkeit für viele Autoren selbstgemachter eBooks ein Fremdwort. Man kann den Schrott freilich über Werbung in den Markt zwingen, was manchmal sogar funktioniert – bis die negativen Rezensionen bei Amazon überhand nehmen, denn Leser, denen man Wortmüll vorsetzt, sind gnadenlos.

Glücklicherweise gibt es solche indirekten Mechanismen der Qualitätssicherung. Im Fall von Kindle-eBooks existieren außerdem Leseproben, ferner kann man eBooks leicht per Knopfdruck zurückgeben. Schlechte eBooks – das fängt übrigens oft schon bei einem laienhaft gestalteten Cover an – haben somit langfristig keine Chance. Als professioneller Autor kann ich es mir leisten, den Umweg über den Verlag bei meinen preiswerten Erzählbänden wegzulassen, weil fast alle Geschichten darin durch die Kritiker-Hölle kurzgeschichten.de gegangen sind. Das Resultat ist ein Preis-Leistungsverhältnis, das von den Käufern offenbar als gut empfunden wird und mir erfreuliche Verkaufszahlen einbringt – jedenfalls in einem beliebten Genre wie Fantasy.

Mein nächster Roman wird allerdings wieder über einen klassischen Verlag erscheinen – auf Papier und digital. Denn natürlich bringen auch klassische Verlage elektronische Bücher heraus, aber erstens meist parallel zu gedruckten Werken, zweitens nicht für läppische 99 Cent. Und wenn man sich die Kindle-Bestsellerlisten ansieht, erkennt man sofort, dass der günstige Preis ein verdammt gutes Verkaufsargument ist. Für mein eigenes erfolgreichstes eBook („Fantasy – aber ohne doofe Elfen“) gilt außerdem, dass gekauft wird, was gekauft wird. Alles außerhalb der Bestsellerlisten ist deutlich weniger sichtbar. Aber das gilt für richtige Bücher gleichermaßen, wenn man sich die Auslagen der meisten Buchhandlungen ansieht.

Spätestens seit der Kindle in Deutschland für 99 Euro zu haben ist, ist das eBook in den Wohnzimmern angekommen. Immerhin handelt es sich um ein Gadget, mit dem auch weniger Computer-affine Menschen zurecht kommen. Die Vorteile – Gewicht, Volumen, Preis – sind unbestreitbar. Wie schon bei Radios, Fernsehern und DVDs ist auch der Siegeszug der eBook-Reader nicht mehr aufzuhalten. Manche mögen darüber lamentieren, ich nehme es lieber hin und stelle mich darauf ein.

Uwe Post: „Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes“ (eBook)

Uwe Post: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes
Der Zeigefinger Gottes taucht im Erdorbit auf, und Weltraumdetektiv Walpar Tonnraffir übernimmt die Ermittlungen. Trash-Sänger, Anwaltsheere und obskure Sektenprediger kämpfen um Deutungs- und Besitzhoheit, während sich Walpar mit seinem DVD-abhängigen Neffen, seiner abenteuersüchtigen Ex-Schwiegermutter und einer alleinerziehenden Auftragskillerin herumschlagen muss.

Der bissige und temporeiche All-Ages-Roman verkuppelt Dirk Gently mit Jackie Chan und serviert Lucy Liu mit Elfenohren als Dessert. Schräg, schrill, kreativ – ein typischer Post-SF-Roman.

Weitere Infos zum Autor findet ihr auf: post-sf.de.

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